
ETF vs. aktive Fonds: Was lohnt sich 2025 noch?
Bernd Helms, 17.03.2025
Die Entscheidung zwischen ETFs (Exchange Traded Funds) und aktiv gemanagten Fonds ist eine der zentralen Fragen für Anleger, die ihr Vermögen langfristig aufbauen möchten. Während ETFs in den letzten Jahren aufgrund ihrer niedrigen Kosten und einfachen Handhabung stark an Popularität gewonnen haben, behaupten viele aktive Fondsmanager, dass ihre Strategien in einem volatilen Marktumfeld überlegen sind. Doch was ist 2025 die bessere Wahl? Welche Anlageform bietet die höheren Renditen, welche Risiken müssen Anleger berücksichtigen, und wie wirken sich aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen auf die Entscheidung aus?
Der grundlegende Unterschied zwischen ETFs und aktiven Fonds liegt in der Anlagestrategie. ETFs bilden in der Regel einen Index wie den MSCI World, den S&P 500 oder den DAX nach, ohne aktiv in die Auswahl der Einzelwerte einzugreifen. Dadurch bleibt die Kostenstruktur niedrig, und die Wertentwicklung spiegelt weitgehend die des zugrunde liegenden Index wider. Im Gegensatz dazu stehen aktive Fonds, die von Fondsmanagern verwaltet werden. Diese versuchen, durch gezielte Käufe und Verkäufe von Wertpapieren den Markt zu schlagen und eine höhere Rendite zu erzielen als der Vergleichsindex.
Ein entscheidender Faktor für Anleger ist die Kostenstruktur. ETFs haben meist eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,1 bis 0,5 %, während aktive Fonds oft Gebühren von 1 bis 2 % oder mehr verlangen. Hinzu kommen bei aktiven Fonds häufig Ausgabeaufschläge, die bis zu 5 % betragen können. Diese Gebührenstruktur macht es für aktive Fonds schwer, den Markt langfristig zu schlagen, da sie die erzielten Gewinne direkt belasten. Statistiken zeigen, dass die Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds es nicht schafft, ihren Vergleichsindex nach Abzug der Kosten dauerhaft zu übertreffen. Untersuchungen von Finanzanalysten belegen, dass etwa 80 bis 90 % der aktiven Fonds über einen Zeitraum von zehn Jahren schlechter abschneiden als ein einfacher ETF auf denselben Markt.
Ein weiteres wichtiges Argument für ETFs ist die breite Diversifikation. Ein weltweit aufgestellter ETF wie der MSCI World investiert automatisch in über 1.500 Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Branchen, was das Risiko einzelner Marktverluste stark reduziert. Aktive Fonds hingegen konzentrieren sich oft auf bestimmte Sektoren oder Strategien, wodurch das Risiko einzelner Fehlinvestitionen höher ist. Während ein ETF niemals insolvent gehen kann, kann ein aktiver Fonds, der auf die falschen Unternehmen setzt, erhebliche Verluste einfahren.
Die Marktentwicklung im Jahr 2025 könnte allerdings auch Argumente für aktive Fonds liefern. Die letzten Jahre waren von hohen Inflationsraten, steigenden Zinsen und geopolitischen Unsicherheiten geprägt. In volatilen Märkten mit schnellen Kursveränderungen argumentieren aktive Fondsmanager, dass ihre gezielte Titelauswahl einen Vorteil bietet. Tatsächlich gibt es Marktphasen, in denen aktive Strategien erfolgreich sein können, etwa wenn bestimmte Branchen oder Länder überproportional stark wachsen. Gerade in Krisenzeiten kann es für Fondsmanager von Vorteil sein, flexibel zu reagieren, anstatt starr einem Index zu folgen.
Doch dieser Vorteil ist nicht garantiert. Während einige wenige aktive Fonds in bestimmten Zeiträumen den Markt schlagen, bleibt fraglich, ob dies über viele Jahre hinweg gelingen kann. In der Vergangenheit zeigte sich oft, dass der kurzfristige Erfolg eines Fonds nicht zwangsläufig langfristige Überrenditen bedeutet. Selbst wenn ein aktiver Fonds für drei bis fünf Jahre den Markt outperformt, wechseln viele Anleger aus Panik oder falschen Einschätzungen zu spät ein oder aus, sodass sie die besten Renditephasen verpassen.
Ein weiterer Aspekt, der in der Entscheidung zwischen ETFs und aktiven Fonds eine Rolle spielt, ist die steuerliche Behandlung. In Deutschland sind sowohl ETFs als auch aktive Fonds nach dem Investmentsteuergesetz geregelt, jedoch können Unterschiede in der Besteuerung entstehen. Da ETFs oft langfristig gehalten werden und nur geringe Umschichtungen aufweisen, fallen weniger kurzfristige steuerpflichtige Gewinne an als bei aktiven Fonds, die häufiger Positionen wechseln. Langfristige Anleger profitieren somit bei ETFs nicht nur von den niedrigeren Kosten, sondern auch von einer effizienteren Steuerstrategie.
Bei der Wahl zwischen ETFs und aktiven Fonds sollten Anleger auch ihre eigene Risikobereitschaft und Strategie berücksichtigen. Wer langfristig investieren möchte, eine breite Streuung sucht und geringe Kosten bevorzugt, fährt mit ETFs in den meisten Fällen besser. Sie sind besonders für Buy-and-Hold-Anleger, die sich nicht aktiv um ihre Geldanlage kümmern möchten, die optimale Lösung. Wer jedoch bereit ist, sich intensiv mit dem Markt zu beschäftigen, hohe Gebühren zu akzeptieren und aktivere Entscheidungen zu treffen, kann in bestimmten Marktphasen mit aktiven Fonds interessante Chancen haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ETFs auch 2025 für die meisten Anleger die sinnvollere Wahl bleiben. Die Kombination aus niedrigen Kosten, breiter Diversifikation und einfacher Handhabung macht sie zur ersten Wahl für den langfristigen Vermögensaufbau. Aktive Fonds können in speziellen Marktphasen attraktive Renditen liefern, doch die Herausforderung besteht darin, die wenigen Fonds zu identifizieren, die tatsächlich einen langfristigen Mehrwert bieten. Wer sich für einen aktiven Fonds entscheidet, sollte nicht nur auf vergangene Performance achten, sondern auch die Strategie, das Fondsmanagement und die Gebührenstruktur genau analysieren. In einem Markt, der sich zunehmend durch Digitalisierung, Automatisierung und datengetriebene Entscheidungsprozesse verändert, spricht vieles dafür, dass ETFs auch in den kommenden Jahren die bevorzugte Anlageform für private Investoren bleiben.